Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1

ANSPRUCH: 

*

TITEL:

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Teil 1

SPANNUNG: 

***

ENTSTEHUNGSLAND:

England

ACTION:        

***

ERSCHEINUNGSJAHR:

2010

HUMOR:         

**

REGIE:

David Yates

EROTIK:        

*

DARSTELLER:

Daniel Radcliffe

Emma Watson

Rupert Grint

Ralph Fiennes

GEWALT:      

*

LÄNGE:

146 Minuten

GENRE:          

Fantasy

DEUTSCHER KINOSTART:

18. November 2010

(Preview am 17. November 2010)

ALTERSFREIGABE:

F.S.K. 12

INTERNETSEITE:

http://harrypotter.warnerbros.com/harrypotterandthedeathlyhallows/mainsite/dvd/


Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 Kinoplakatmotiv

WERTUNG:

 

 

 

 Der Daumen schräg nach oben

  Dieser Film könnte ihnen gefallen, wenn sie

HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ und

HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHOENIX mochten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Im ersten von insgesamt zwei Teilen des furiosen Finales, müssen sich Harry, Ron und Hermine der allgegenwärtigen Gefahr, die vom Dunklen Lord und dem, von ihm infiltrierten Zaubereiministerium ausgeht stellen und auf eine Odyssee begeben, um die restlichen Horkruxe zu zerstören. Jeder Horkrux repräsentiert einen Teil von Voldemorts Seele. Erst wenn seine Seele vernichtet ist, ist auch er sterblich…

 

Warum die Potter Filme gelungen sind

Immer wieder hatten sich Hardcorefans der Potterbücher in der Vergangenheit beschwert, dass zu viel weggelassen würde in den Filmen, dass wichtige Dinge fehlen würden, während Unwichtigeres übernommen werde.

Man sollte aber auch mit einbeziehen, dass die Filmemacher von Anfang an eine enorme Bürde zu tragen hatten, mussten sie doch die, vermutlich erfolgreichste Buchreihe aller Zeiten in Bilder für die Leinwand adaptieren.

Zuerst muss die Geschichte auf eine finanzierbare Länge heruntergekürzt werden. Bei den Potterbüchern, die seit dem dritten Band mindestens 500 Seiten stark sind, ist es unvermeidlich, dass viele Dinge im Film nicht vorhanden sind.

Ein weiteres Problem ist, dass jeder, der die Bücher gelesen hat, bereits sein eigenes Bild von der Zaubererwelt im Kopf hat und es dann unweigerlich als Maßstab für die Bilder auf der Leinwand verwendet.

Bei so vielen unterschiedlichen Messlatten ist es normal, dass nicht alle zu Frieden sind.

Berücksichtigt man diese Faktoren, so wird man zu dem Ergebnis kommen, dass die Potterfilme sehr gelungen sind.

Es findet eine deutlich sichtbare Entwicklung der Charaktere statt.

Das sich Warner letztendlich dafür entschied, die Jungdarsteller nicht auszutauschen und nicht, wie zu Anfang geplant, mehrere Bücher in einen Film zu packen, wobei noch mehr verloren gegangen wäre, trägt maßgeblich dazu bei, dass man sich mit Harry und Co. identifizieren kann, sich an sie gewöhnt und sogar um sie sorgt.

Auch der Inszenierungsstil wurde dem steigenden Alter der Protagonisten und der zunehmend düsteren Handlung gut angepasst.

Bei den ersten beiden Filmen führte Chris Columbus Regie, der mit Werken wie „Kevin allein zu Haus“ und dem „Goonies“ Skript eher auf Filme für das kleinere Publikum spezialisiert ist. Auch seiner Variante der Potterwelt hat er seinen kindlich-naiven Stempel aufgedrückt, was definitiv als positiv zu werten ist. Eben durch diese Art der Inszenierung, hatten seine Filme etwas wahrlich magisches an sich, ähnlich wie die alten Disneyklassiker oder „Der Zauberer von Oz“.

John Williams komponierte die Musik zu den ersten drei Potter Filmen und drückte ihnen seinen überirdischen, spielbergschen Charme auf und machte das magische Kinoerlebnis damit vollkommen. Seine Arbeit an diesen Filmen, zählt mit zu seinen besten und der thematische und stilistische Sprung von „Die Kammer des Schreckens“ zu

„Der Gefangene von Askaban“ ist ihm phänomenal gut gelungen. Sein Score zu Teil drei ist ein absolutes Meisterstück der Komponierkunst und wurde mit einer Oscarnominierung belohnt. Ab dem dritten Part war es dann auch vorbei mit der wunderbaren Naivität der Vorgänger. Anderer Regisseur und komplett anderer Stil.

Ab hier waren es nicht mehr Kinderfilme, sondern Filme, die eben so von Erwachsenen ernsthaft angeschaut werden konnten, unabhängig, ob die Kinder dabei waren, oder nicht. Einen besseren als Alfonso Cuaron hätte man bei Teil 3 vermutlich nicht auf den Regiestuhl setzen können. Der Regisseur gehört zur Welle von mexikanischen Filmemachern, die anfingen, auch international anerkannte Filme zu realisieren und in Hollywood Fuß fassen konnten. Unter diesen kreativen Köpfen sind Leute wie Guillermo Del Torro („Pans Labyrinth“), Alejandro Gonzalez Inarritu („Biutiful“) und Kameramann Guillermo Navarro („From Dusk Till Dawn“). Einen krasseren Wechsel hätte man kaum vollbringen können. Regisseur Mike Newell malte in Teil vier dann einen Teil des neuen Anstrichs weiter, besann sich aber trotzdem wieder ein Stück zu den Wurzeln zurück.

Die Wildheit von Teil drei ist hier nicht mehr so präsent.

Teil fünf, sechs und auch die beiden letzten Filme hat nun Regisseur David Yates dirigiert. Auch er hat dem Franchise wieder komplett neue Töne verpasst. Wieder ein neuer Inszenierungsstil, dieses Mal dreckiger und dokumentarischer, ebenso wie die Kamera von Slawomir Idziak („Black Hawk Down“).

Es ist ein schöner Zug, einen so unenglischen Mann hinter die Kamera zu setzen wie diesen polnischen DP. Sein massiver Einsatz von Wackelbildern, sprich Handheld, Shoulder- und Steadycam Aufnahmen verleiht dem „Orden des Phönix“ eine nie da gewesene Tiefe und Ernsthaftigkeit, die eher an einen Roadmovie als ein multi-millionen Dollar schweres Mainstreamprojekt erinnert.

Zwar oblag die Aufgabe des Bildregisseurs beim „Halbblutprinzen“ dem Kameramann Bruno Delbonnel, jedoch führte auch er den massiven Handkameraeinsatz seines Vorgängers erfolgreich weiter (Oscarnominierung für „Harry Potter und der Halbblutprinz“).

Auch beim ersten Teil des großen Finales, wurde wieder ein Kameramann mit sowohl kleineren, künstlerischen Filmen („Das Mädchen mit dem Perlenohrring“), wie auch großen Projekten („Blood Diamond“) engagiert, Eduardo Serra. Auch er hat wieder viel auf „authentisch“ gesetzt und die Kamera auf die Schulter gepackt. Ebenso beeindruckend, wie die Liste der Kameramänner, sind auch die Komponisten.

Nach dem überirdisch guten Maestro John Williams, der die ersten drei Teile mit seiner zauberhaften Musik unterlegte, kam Patrick Doyle beim vierten Teil und verbann jegliche Verspieltheit und Naivität aus dem Soundtrack, proportional zu den düster werdenderen Bildern.

Ihm folgte der, lediglich aus dem Fernsehen bekannte Nicholas Hooper und komponierte die Musik zu Teil fünf und sechs. Trotz seiner nicht vorhandenen Erfahrung bei der Vertonung von Spielfilmen, übertraf er mit seinem lebendigen und peppigen Score, seinen, zweifach oscarnominierten Vorgänger um Längen. Seine Pottermusik ist frisch und einfallsreich. Er hat es als erster nach John Williams geschafft, komplett neue Themen einzuführen, an welche man sich auch noch lange nach dem Film erinnert. (Track 1 „Fireworks“ und Track 17 „Flight of the Order of thePhoenix“).

Der aktuelle Pottervertoner, ist Hollywoods neuer Liebling, wenn es um Filmmusik geht, der Franzose Alexandre Desplat. Mit seinen Kompositionen zu „Der goldene Kompass“ und „New Moon- Biss zur Mittagstunde“ ist er ein Genrespezialist.

Insgesamt kann man behaupten, dass Die „Harry Potter“ Reihe über die Jahre eine Evolution durchgemacht hat, ähnlich den „Alien“ Filmen oder dem „James Bond“ Franchise.

Vier verschiedene Regisseure, fünf Kameramänner, vier Komponisten und wer weiß wie viele andere Rollenwechsel, haben eine der abwechslungsreichsten und kreativsten Filmreihen aller Zeiten auf die Leinwand gezaubert, an der sich noch viele Generationen erfreuen werden.

 

Kritik

Man könnte ganz einfach sagen, dass jeder, der mit der jüngsten Entwicklung der Potterfilme nicht zu Frieden ist, auch diesen Teil nicht mögen wird. Die penetranten Liebesbekundungen von Ron gegenüber Hermine und Harrys latente Beziehung zu Rons Schwester Ginny wird hier konsequent weiter geführt. Wer also der Meinung war, dass der letzte Potterfilm zu viel „Beziehungsquatsch“ enthielt, der wird nicht viel finden an Potter 7.1. Zudem muss man sagen, dass man wesentlich besser dran ist, wenn man die Bücher gelesen hat. Je weiter wir kommen im Potteruniversum, desto komplizierter wird die Rahmenhandlung. Die Bücher werden stets dicker und es tauchen viele neue Charaktere auf. Es bleibt, selbst bei der von Warner vorgenommenen Teilung in zwei Filme, nicht genug Zeit, um wie nach einer Werbeunterbrechung im Fernsehen noch einmal eine Minute zurück zu spulen, damit auch diejenigen, die gerade erst reingezappt haben, noch den Anschluss finden. Wenn man das Hintergrundwissen der Romanvorlagen nicht hat, oder die Filme nicht kennt, wird man vieles nicht verstehen können. Der eingefleischte Potteraficionado und der Kenner der Bücher, wird wie immer seinen Spaß an diesem Film haben und bei der magischen Atmosphäre des Öfteren ins Schmunzeln kommen. Die Kinderschuhe hat das Franchise spätestens seit Teil fünf ausgezogen und es geht düster und erwachsenengerecht zur Sache. Das erste Drittel ist noch mit massentauglichen Spezialeffekten und jeder Menge Action vollgestopft, damit auch die „Muggel“ den Anschluss finden. Die letzten zwei Drittel sind erstaunlich seriös gehalten und erinnern an einen Roadmovie. Generell wird hier die Flucht der drei Protagonisten vor dem dunklen Lord und seinen Todessern geschildert, deren totalitäre Strukturen denen der Nazis immer ähnlicher werden. Hat man sich durch den bombastischen Anfang nicht mitreißen lassen und den Einstieg zum Film hier nicht gefunden, so wird man sich vermutlich langweilen, da die Magie an einem vorüberzieht. Es sind erneut viele gute Schauspieler im Cast vertreten. Bill Nighy („Pirates of the Caribbean- Fluch der Karibik 2“) als der manipulative neue Zaubereiminister Rufus Scrimgeour und die alten bekannten Brendan Gleeson (Alastor „Mad- Eye“ Moody), Robbie Coltrane (Rubeus Hagrid), Jason Isaacs (Lucius Malfoy) und natürlich Ralpf Fiennes als der dunkle Lord, sind allesamt hervorragend. Radcliffe, Watson und Grint können sich glücklich schätzen, dass sie zwar die meiste Leinwandpräsenz, aber auch die anspruchslosesten Rollen zu spielen haben. So fällt die unendlich erscheinende Diskrepanz zwischen ihrem und dem Spiel ihrer erfahrenen Kollegen, nicht allzu stark ins Auge. Es ist fraglich, ob die drei Jungdarsteller jemals dem übergroßen Schatten von Harry Potter entkommen werden können. Aber nun zur technischen Seite, die abermals brillant gelöst wurde. Ebenso wie das multikulturelle Schauspielensemble, setzt sich auch die Crew zusammen. Engländer, Amerikaner und Franzosen, es ist alles vertreten. Der französische Komponist Alexandre Desplat („Der goldenen Kompass“) leistet hervorragende Arbeit und verwebt die Themen seiner Vorgänger gekonnt in seine Komposition ein. Leider ist der John Williams-Anteil mittlerweile fast vollkommen verschwunden. Das einzige Überbleibsel seiner magischen Arbeit, ist das Maintheme. Trotz alledem hat Desplat den siebten Teil sehr schön musikalisch untermalt und ihm durch seine Musik Tiefe verliehen. Kameratechnisch wird an die letzten beiden Kapitel angeknüpft. Der massive Handkameraeinsatz lässt den Film erwachsen aussehen und macht die kindischen Wurzeln vergessen. Gerade bei den letzten zwei Dritteln, wirkt der roadmovieartige Stil des Filmes überraschend authentisch. Potterfans werden wissen, dass der wirklich interessante Teil der Zweite sein wird, denn hier beginnt der eigentliche Showdown erst richtig. Dieser Film, ist als „Übergangsfilm“ zu betrachten, was aber keineswegs negativ ist. Vergessen wir nicht, dass der beste Science-Fiction Film aller Zeiten, das Sequel „Das Imperium schlägt zurück“, ebenfalls ein Übergangsfilm mit offenem Ende war!

Johannes Scholten

FAZIT Für Neueinsteiger nicht zu empfehlen. Auf Kenner der Bücher oder der Filme, wartet ein magisches Kinovergnügen.

 

Veröffentlicht am 26. Juli 2011, in German Reviews. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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